Durch den Klimawandel nimmt die Anzahl heißer Tage in Deutschland stetig zu. In Berlin hat sich die durchschnittlliche Zahl der Hitzetage, also Tage mit mindestens 30°C in den letzten Jahrzehnten verdoppelt (6,3 Tage zwischen1961 und 1990- 11,5 Tage zwischen 1990 und 2019). Dieser Trend hält an und verstärkt sich.
Hitzeperioden mit tropischen Nächten (nächtlichen Temperaturen über 20°C) können dem menschlichen Körper ernsthaft zu schaffen machen. Allein im Jahr 2015 starben rund 6000 Menschen in Deutschland an Hitze, in Frankreich 2003 über 15 000 Menschen).
Besonders gefährdet sind:
- Menschen ab dem 65. Lebensjahr, die alleine leben
- Pflegebedürftige Menschen
- Schwangere und Säuglinge
- Menschen mit Unterernährung oder Übergewicht
- Personen, die körperlich schwer und im Freien arbeiten
- Personen, die intensiv Sport treiben
- Obdachlose
- Menschen mit akuten Erkrankungen (z.B. Fieber, Durchfall)
- Menschen mit bestimmten chronischen Erkrankungen (Herz, Lunge Niere, Psyche)
- Menschen, die regelmäßig Alkohol oder Drogen konsumieren
- Menschen, die bestimmte Medikamente einnehmen. (z.B. Blutdruckmedikamente, Entwässerungsmedikamente, Medikamente gegen Depressionen, Angst oder Schlafstörung, Epilepsie, Parkinson, starke Schmerzmittel, insbesondere Opiate als Pflaster- wir beraten Sie, was Sie wähend Hitzeperioden bei der Einnahme dieser Medikamente beachten müssen- manchmal ist eine Reduktion der Dosis oder eine Medikamentenpause sinnvoll, manchmal ein festes Trinkprotokoll)
- Menschen, die in ungünstigen Wohnverhältnisse leben (städtische Wärmeinseln, Dachwohnungen)
Hier: https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/380/dokumente/210215-hitzeknigge-allgemein-web.pdf können Sie sich die ausführlichen Informationen des Bundesumweltamtes herunterladen (Hitzeknigge)
Was können Sie während einer Hitzeperiode tun?
- Wenn Sie selbst nicht zu den Risikogruppen gehören, kümmern Sie sich und helfen Sie Ihren Nachbarn, bieten Sie in sozialen Netzwerken wie „nebenan.de“ oder per Aushang in Supermärkten Hilfe an (Einkäufe, tägliche Kontakte zu gefährdeten allein lebenden Menschen- fragen Sie nach Wohlbefinden und Wohnungstemperatur (Zimmerthermometer), geben Sie Hinweise und/oder Hilfestellung zu Trinkverhalten, aktiver Abkühlung und Raumabkühlung)
- Vermeiden Sie körperliche Aktivität während der heißen Tageszeit (11-18h) und bei hohen Ozonbelastungen
- Lüften Sie frühmorgens und nachts. Tagsüber sollten Fenster, Jalousien und Vorhänge geschlossen bleiben
- Außenliegende Beschattung an den Fenstern (Rolläden) schützen wirksamer vor Hitze als innenliegende (Vorhänge)
- Kühlen Sie Ihren Körper mit einfachen Methoden wie einem kühlenden Fußbad. Auch kühlende Körperlotionen oder ein Thermalwasserspray können Ihnen Linderung verschaffen.Günstig, angenehm und einfach zu handhaben ist ist auch eine einfache Blumenspritze mit kühlem Wasser gefüllt. Alternativ können Sie kühle Packungen oder Wickel, feuchte Handtücher oder Schwämme, Kühlwesten usw. zur Kühlung nutzen.
- Achten Sie darauf, dass Sie selbst und andere sich bei Hitze nicht zu lange in parkenden Autos aufhalten.
- Wenn Sie regelmäßig Medikamente einnehmen, sprechen Sie mit uns darüber, ob Sie während Hitzeperioden etwas beachten müssen, manchmal ist es z.B. sinnvoll, ein Trinkprotokoll zu führen, manchmal muss die Dosis reduziert werden
- Lagern Sie Ihre Medikamente kühl, insbesondere Notfallmedikamente wie Antibiotika, Insulin und Schmerzmittel verlieren bei Lagerung über 25 Grad Celsius an Wirksamkeit.
- Tragen Sie luftige, helle Kleidung, verwenden Sie Fächer
- Im Freien tragen Sie eine Kopfbeckung, eine Sonnenbrille und nutzen Sie Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 50
- Das Durstgefühl setzt erst ein, wenn bereits viel Flüssigkeit verloren wurde. Daher stündlich ein Glas Wasser trinken, auch wenn man keinen Durst hat. Keine eiskalten Getränke trinken, keinen Alkohol, keine starke gezuckerten Getränke, meiden Sie Kaffee
- Nehmen Sie leichtes, frisches und kühles Essen zu sich. Essen Sie mehrere kleine Mahlzeiten mit möglichst hohem Wassergehalt, z.B. Obst, Gemüse und Salat.
- Ist die Wohnung zu sehr aufgeheizt, kann es angenehmer sein, sich an einem luftigen, schattigen Ort draußen oder in öffentlich zugänglichen klimatisierten Gebäuden (z.B. Parks,Bibliotheken, Supermärkten) aufzuhalten.
- Ventilatoren können bei Temperaturen bis 35°C Linderung verschaffen. Um den Flüssigkeitsverlust des Körpers auszugleichen, sollten Sie regelmäßig und genug trinken und ggf. die Haut befeuchten. Bei Temperaturen über 35°C schalten Sie den Ventilator aus, er steigert dann nur die Hitze
- Verwenden Sie leichte Bettwäsche und keine schweren Decken, um einen Hitzestau zu vermeiden.
Notfallsymptome: Wenn die folgenden Zeichen auftreten, rufen Sie unverzüglich den Notruf (112) an:
- wiederholtes, heftiges Erbrechen
- plötzliche Verwirrtheit
- Bewusstseinstrübung /Bewusstlosigkeit
- sehr hohe Körpertemperatur (über 39°C)
- Krampfanfall
- Kreislaufschock
- heftige Kopfschmerzen
Hitzewarnsystem des deutschen Wetterdienstes:
https://www.dwd.de/DE/leistungen/hitzewarnung/hitzewarnung.html
Der Deutsche Wetterdienst unterscheidet zwei Risikowarnstufen:
- starke Hitzebelastung ab einer gefühlten Temperatur von 32 °C
- extreme Wärmebelastung ab einer gefühlten Temperatur von 38 °C
Spätestens ab einer gefühlten Temperatur von 32 °C sollten Sie verstärkt auf Hitzeschutz achten und älteren Angehörigen gegenüber sehr aufmerksam sein.
Hier können Sie sich anmelden wenn Sie einen Newsletter bei regionaler Hitzewarnung erhalten möchten: https://www.dwd.de/DE/service/newsletter/form/hitzewarnungen/hitzewarnungen_node.html
Hier finden Sie eine gute Zusammenstellung zum Thema Empfehlungen für Menschen ab 65 und Angehörige: https://www.klima-mensch-gesundheit.de/hitze-und-hitzeschutz/empfehlungen-fuer-menschen-ab-65-und-angehoerige/
Achten Sie auf sich und andere. Denn wir wollen, dass Sie den Sommer genießen können und gesund bleiben!
Sie haben weitere Fragen zum Thema Verhalten bei Hitze? Sprechen Sie uns an!
Herzlich
Ihr Praxisteam der Hausärztinnenpraxis in der Bülowstrasse